Die Regionalkonferenz Bern-Mittelland lädt zur öffentlichen Mitwirkung im Zusammenhang mit dem regionalen Angebotskonzept öV 2027 - 2030 ein. Die Bevölkerung kann bis am 13. September 2024 per online-Fragebogen teilnehmen.
Am 2. Juli 2024 hat die Regionalkonferenz Bern Mittelland RKBM per Pressemitteilung die Bevölkerung rund um Bern aufgefordert, an der Mitwirkung zum künftigen Angebotskonzept des Öffentlichen Verkehrs ÖV 2027-2030 teilzunehmen. Als Grundlage dieses Konzeptes diente für unsere Region das Angebotskonzept Frienisberg, welches bereits im Jahr 2022 vom Gemeinderat Wohlen sehr kritisch beurteilt wurde. Vorerst war vorgesehen, alle Postautolinien vom Hauptbahnhof weg an die S-Bahn-Verkehrsknoten der Agglomeration anzubinden. Immerhin konnte bewirkt werden, dass die Linien aus dem Raum Frienisberg grundsätzlich den Zentrumsanschluss behalten. Damals war die Linie 107 bis Wohlen Schaufelacker noch im Konzept enthalten, jedoch mit einer teuer zu erstellenden Wendeschlaufe. Daher hat sich Wohlen für den Erhalt bis mindestens Uettligen stark gemacht. Dass diese Linie nun im Angebotskonzept 2027-2030 ganz gestrichen werden soll, stösst auf breites Unverständnis.
Da Anregungen und Kritik nicht genügend in einem Online Fragebogen festgehalten werden können, hat die Gemeinde Wohlen entschieden die öffentliche Mitwirkung schriftlich einzugeben und alle politischen Parteien aufgefordert dies ebenfalls zu tun.
Der Auftrag der RKBM ÖV 2027 - 2030 ist, die bisherigen ÖV-Angebote zu überprüfen und zu optimieren, um so die Qualität und Attraktivität des ÖV-Angebots zu steigern. Leider ist dies im vorliegenden Konzept für die Gemeinde Wohlen nicht der Fall. Die Gemeinde Wohlen hat die vorgesehenen Veränderungen bereits bei der Mitwirkung im Jahr 2020 der Netzstrategie ÖV Kernagglomeration Bern (Netzstrategie 2040) und 2022 bei der Mitwirkung Angebotskonzept ÖV-2026-2029 kritisiert und Änderungen beantragt. Die Eingaben wurden leider zum grossen Teil ohne Rücksprache ignoriert.
Zurzeit verfügt Wohlen über ein gut funktionierendes ÖV-Angebot, welches von den Einwohnerinnen und Einwohnern sehr geschätzt und regelmässig genutzt wird.
Mit dem Angebotskonzept ÖV 2027 - 2030 werden stark frequentierte Linien aufgehoben und wenig genutzte Linien weiter ausgebaut. Entsprechend nehmen Qualität und Attraktivität stark ab. Dies kritisieren auch die Ortsparteien und etliche Privatpersonen. In der Gemeinde Wohlen herrscht eine grosse Unzufriedenheit über die vorgesehenen, unnötigen und kostspieligen Anpassungen.
Die Aufhebung der Linie 107 und der Ausbau von neuen Linien stehen im Widerspruch zu den Aussagen aus der letzten Überprüfung der Netzstrategie, wonach insbesondere die Linien 100 und 107 bezüglich Auslastung und Kostendeckung die Zielvorgaben erreichen. Die Linien 101 ab Hinterkappelen und die Linie 100 von Aarberg über Wohlen-Hinterkappelen zum Hauptbahnhof Bern weisen bereits heute in den Hauptverkehrszeiten eine Überbelastung aus, weshalb Entlastungskurse weitere Kapazitäten schaffen müssen. Wenn also in Zukunft Pendlerinnen und Pendler vom 103er Kurs in Hinterkappelen zusätzlich auf die 100/101-Kurse umsteigen, wird die Situation weiter verschärft. Ausserdem liegen die Haltekanten zum Umsteigen rund 100 Meter auseinander und sind durch zwei Fussgängersteifen getrennt. Das führt zu einer verlängerten Reisezeit und Einschränkungen insbesondere für ältere und gehbehinderte Personen. Eine weitere Auswirkung der Aufhebung der Linie 107 wäre der Wegfall der direkten Verbindung zur Uni, Gymnasium Neufeld, Freigymer Bern und insbesondere auch zu den medizinischen Angeboten rund ums Lindenhofspital. Dies würde die Kurse ab Hinterkappelen Richtung Hauptbahnhof zusätzlich belasten, da der Anschluss in dieses Gebiet von der Linie 103 nur während den Hauptverkehrszeiten gewährleistet wird. Als Ersatzmassnahme soll die Linie 103, welche bisher vom Hauptbahnhof zum P&R Neufeld führt, über Thalmatt-Uettligen-Wohlen bis zum Wendepunkt im Kreisel Hinterkappelen weitergeführt werden, jedoch nur zu den Hauptverkehrszeiten und nur unter der Woche. Stattdessen soll zusätzlich eine neue Linie 108 von Zollikofen über Uettligen-Wohlen bis zum Europaplatz verkehren und dies im Halbstundentakt ganztägig und an den Wochenenden. Dies ist zwar ein Leistungsausbau, der jedoch von der Gemeinde Wohlen nicht gewünscht wurde und zu massiven Kostensteigerungen führt. Wir kennen keine Studie und keine Befragung, welche ein Bedürfnis für eine Linie Zollikofen – Europaplatz ausweist. In der Region Frienisberg-Süd gibt es dieses Bedürfnis nicht.
Weiter ist es für die Gemeinde Wohlen elementar, dass die Postautos aus unserem Gemeindegebiet (ohne umzusteigen) weiterhin direkt an den Bahnhof Bern fahren. Falls die ÖV-Benutzerinnen und -Benutzer umsteigen müssten, käme dies einem massiven Leistungsabbau gleich, da damit der getaktete Anschluss an die Fernverbindungen (besonders Zürich) nicht mehr gewährleistet wäre. Die Gemeinden nördlich von Bern sind nicht an das S-Bahnnetz angebunden, somit stellen die Postautolinien den Anschluss an den Hauptbahnhof Bern sicher. Die Gemeinde Wohlen wird sich für ihre Bürgerinnen und Bürger mit allen Mitteln gegen diesen unerklärlichen Leistungsabbau zur Wehr setzen. Der Gemeinderat setzt sich weiterhin stark für eine gute ÖV-Anbindung ans Zentrum von Bern ein und sucht das Gespräch mit den Verantwortlichen des Kantons und der RKBM, um eine verträgliche Lösung zu finden.
Bis am 13. September kann die Bevölkerung noch an der Mitwirkung der RKBM per Online Fragebogen teilnehmen.
Link:
https://www.bernmittelland.ch/de/themen/verkehr/projekte/Regionales-Angebotskonzept-OeV-2027-2030.php
Hier finden Sie die Stellungnahme, die der Gemeinderat zu Handen der Regionalkonferenz Bern Mittelland eingereicht hat.
Gemeinderat Wohlen